BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG
Drucksache 21/16687
21. Wahlperiode
27.03.19
Antrag
der Abgeordneten Dr. Kurt Duwe, Michael Kruse, Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein, Daniel Oetzel, Jens Meyer (FDP) und Fraktion
Betr.: Dove Elbe schützen – Keine Wiederöffnung zulassen!
Die Dove Elbe ist seit 1952 von der Norderelbe abgetrennt. Seitdem hat sich hier ein wertvolles tidefreies Biotop entwickelt, an dessen Ufern sich zahlreiche Wiesenvogel-arten und sogar der Biber angesiedelt haben. Die Wasserqualität ist gut und der Fischbestand artenreich. Das Gewässer hat darüber hinaus einen sehr großen Frei-zeit- und Erholungswert, für viele Menschen wie Landwirte und Gewerbetreibende leistet sie als tidefreies Gewässer einen wichtigen Beitrag zum Lebensunterhalt.
Die im Forum Tideelbe angedachten Planungen umfassen im Detail die Öffnung der Dove Elbe über ein Sperrwerk, dass das Gewässer mit einem Tidenhub von 2 m an die Norderelbe anbinden soll (0,9 m über Normalnull Höchstwasserstand, -1,1 m nied-rigster Pegelstand).
Nach bereits vorgestellten Modellrechnungen werden – mit Ausnahme der nächsten Umgebung des Sperrwerks – nur vernachlässigbare Strömungsgeschwindigkeiten zu erwarten sein, sodass mit der Flut eingetragener Schlick sich unweigerlich in der Dove Elbe ansammeln wird und mittelfristig mit einer Verlandung weiterer Flächen und einer deutlichen Reduzierung des mit der Wiederöffnung „erhofften“ Tidevolumens zu rech-nen sein wird. Mit diesem Schlickeintrag und der ständigen Änderung des Wasser-spiegels werden bestehende wertvolle Biotope (unter anderem NSG die Reit) zerstört und die ökologischen Qualitäten des bisher tidefreien Gewässers nachhaltig ver-schlechtert. Letzteres stünde im Gegensatz zur Wasserrahmenrichtlinie und die Ent-stehung eines noch wertvolleren Biotops nach der Maßnahme ist reine Spekulation.
Die Auswirkungen eines solchen Eingriffs auf das Verhältnis der Tideströme zwischen Norder- und Süderelbe sind nicht absehbar, einer der Gründe für die Trennung der Dove Elbe war seinerzeit aber die Stärkung der Strömungen in der Süderelbe und im Köhlbrand. Weitere bedeutende Auswirkungen würde der geplante Anschluss der Dove Elbe auf die Grundwasserströme der Umgebung besitzen, die bisher bereits sehr komplexe Be- und Entwässerung würde tideabhängig kaum zu managen sein und die Landwirtschaft würde in weiten Bereichen Schaden nehmen. Weiterhin würde der Erholungswert der Dove Elbe eingeschränkt, die bestehende Nutzung als Regat-tastrecke wäre nicht mehr möglich und die Schifffahrt müsste aufgegeben werden. Eine Vielzahl von Wirtschaftsbetrieben, die vom Wassersport abhängig sind, würden ihre Existenz verlieren.
Nach der bisher nur wenig erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit des Forum Tideelbe ist es angezeigt, dass der Senat Flagge zeigt und den vielen Betroffenen darlegt, wie seine Meinung in dieser Angelegenheit ist.
Die Bürgerschaft möge daher beschließen:
Der Senat wird aufgefordert,
1. Planungen zur Wiederöffnung der Dove Elbe nicht zu unterstützen.
2. kurzfristig in den Dialog mit von einer solchen Maßnahme betroffenen Bürgerin-nen und Bürgern und auch Institutionen zu treten und transparent die Haltung des Senats klarzustellen.
3. der Bürgerschaft bis zum 31.12.2019 zu berichten.
Drucksache 21/16687 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode