Stellungnahme HSB 11-2020

Der Hamburger Sportbund nimmt Stellung: Tidenhub der Dove-Elbe gefährdet Wassersport. Aus Sicht des Hamburger Wassersports kann eine Wiederanbindung der Dove-Elbe an den Tidenhub nur abgelehnt werden.

Der Ergebnisbericht des Forums „Tideelbe“ stellt fest: „Eine Wiederanbindung der Dove Elbe würde eine positive lokale Wirkung auf die Tidedynamik primär im Bereich der Norderelbe entfalten.“ Nach Beratungen des Ergebnisberichts in seiner Wassersportkommission gibt der Hamburger Sportbund jedoch folgende Bewertung ab:

  • In dem Ergebnisbericht des Forum „Tideelbe“ sind die Problemstellungen bezogen auf den Hamburger Wassersport auf der Dove-Elbe umfangreich beschrieben. Die Beeinträchtigungen wären sehr intensiv und würden den Wassersport und seiner Bedeutung für die Stadt und seinen Menschen auf vielfältige Weise treffen und einschränken. Die Stadt Hamburg wird perspektivisch bei einer stetig wachsenden Bevölkerung in zunehmendem Maße auf Naherholungsgebiete für einen lebenswerten Stadtraum angewiesen sein. Das sensible Revier würde der Bevölkerung als Erlebnisraum in der Verbindung Wassersport und Natur verloren gehen.
  • Eine Wiederanbindung der Dove-Elbe an das Tidegeschehen hätte massive Auswirkung auf den Wassersport in Hamburg. Die Dove-Elbe als Wassersportrevier ist mit der dort befindlichen internationalen Regattastrecke und der Heimat vieler anderer Hamburger Wassersportvereine essentiell wichtig. Der Leistungssport Rudern und Kanu ist aufgrund der vielfältigen Nutzung der Außenalster und ihrer Zuflüsse faktisch von der Alster verdrängt undbenötigt die Anlage in Allermöhe, um den Leistungssport in diesen traditionsreichen Sportarten überhaupt aufrecht zu erhalten.
  • Die Regattastrecke in Hamburg-Allermöhe ist unter Tidebedingungen für den Leistungssport für diese Verbände faktisch nicht mehr nutzbar. Ideen, die Auswirkungen des Tidegeschehens auf das Regattafeld technisch zu kompensieren sind weltweit nicht erprobt und bergen ein zusätzliches Risiko (finanziell wie sportlich) für die Strecke. Die angedachten Lösungen (Aussetzen des Tidestroms bei Wettkämpfen durch Schließen des Wehrs) würden faktisch den Status quo zementieren, da die Strecke unterjährig intensiv für Wettkämpfe genutzt wird. Der erwünschte Effekt zur Nutzung der Fläche als Ausgleich für die Stromelbe würde nicht eintreten können.
  • Neben der Regattastrecke sind an der Dove-Elbe etliche weitere Wassersportvereine (Segeln, Kanu, Motorwassersport) mit ihren sportartspezifischen Anlagen beheimatet. Die Auswirkungen auf diese Anlagen wären erheblich, weil sie derzeit nicht auf Tidebedingungen ausgelegt sind. Stege, Kräne und Slipanlagen und vieles mehr müssten den Tidebedingungen angepasst werden. Die Ufer müssten gesichert werden. Während des angedachten Niedrigwassers wäre für den Wassersport nur eine kleine Fahrrinne nutzbar, die Hafenanlagen überhaupt nicht und somit die Nutzung des Gewässers für den Sportbetrieb stark eingeschränkt.
  • Die Anpassung der Infrastruktur wäre sehr kostenintensiv, wie der Ergebnisbericht des Forum Tide-Elbe zutreffend feststellt. Die Folgekosten würden durch den zu erwartenden Schlickeintrag erheblich steigen. Die Unterhaltungskosten der Anlagen würden sich unter Tidebedingungen erhöhen, ohne dass derzeit klar wäre, wer hierfür die Kosten trägt. Das Forum „Tideelbe“ beziffert die zusätzlichen Unterhaltungskosten mit 2,3 Mio. € p.a.. Eine Summe, die gemeinnützige Sportvereine, die einen wichtigen Beitrag für den Kinder- und Jugendsport leisten, kaum aufbringen können.

Generell ist in Frage zu stellen, ob die „sportliche“ Naherholung bei einer Wiederanbindung an das Tidegeschehen weiterhin gegeben wäre. In der Phase der nötigen Anpassungen muss dies auf jeden Fall in Zweifel gezogen werden, da die zu erwartenden Baumaßnahmen den Sportbetrieb der Vereine auf Jahre hemmen würden.

Es ist anzuerkennen, dass das Forum „Tideelbe“ die Folgen einer Anbindung der Dove-Elbe an den Tidenhub umfassend betrachtet und wertneutral beschrieben hat. Aus Sicht des Hamburger Wassersports kann eine Wiederanbindung der Dove-Elbe an den Tidenhub gleichwohl nur abgelehnt werden. Die Probleme sind vorhersagbar, irreparabler Schaden droht, ein Nutzen ist für die betroffenen Vereine und Verbände aus Sicht des Wassersports nicht erkennbar.

 

Diese Stellungnahme wurde von der HSB-Wassersportkommission und dem HSB-Vorstand am 12.11.2020 verabschiedet.

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